Rohrdefekt

Im ersten Moment sah der Anruf eines Baukunden als „schwarze Freitagsmeldung“ aus. Unsere durchgeführten Kanalarbeiten brachten anscheinend nicht den Erfolg. Der Kunde meldete völlig verzweifelt: „Der Kanal läuft nicht ab. Hier stimmt irgendetwas nicht.“

Wir setzten uns sofort in Bewegung, informierten die Entsorgungswerke und orderten eine Kanalinspektionsfirma. Die erste Momentaufnahme war destaströs und rief einen großen Schrecken hervor. Die Kanalfirma kam nicht durch den Kanal. Spuren von Beton waren sichtbar.

Ein völliges Desaster. Denn der Hauptwasserkanal war bereits betroffen und mit Beton gefüllt. Uns blieb der Atem weg. Wir wussten nicht, was wir sagen sollten. Denn schließlich waren wir diejenigen, die betonierten. Betroffen und schuldig fühlten wir uns. Zudem machten wir uns Vorwürfe über die Betonieraktion. War das überhaupt richtig? Und dann wieder die Frage, wie konnte bloß der Beton in den Kanal kommen? Alles Fragen, die zu jenem Zeitpunkt ein großes Rätsel aufwarfen.

Nach dem Wochenende ging es montags mit den Rückbauarbeiten weiter. Mit Fräsarbeiten versuchte man den Beton aus dem betroffenen Hauptkanal freizulegen. Doch nach einer Nacht-und-Nebelkaktion stellte man fest, dass die Fräsarbeiten nicht zu dem erwünschten Erfolg führten. Der Beton war schon zu fest. Ein völliges Desaster. So stellte man die kostspieligen Fräsarbeiten ein und beauftragte eine klassische Tiefbaufirma, die den Kanal freilegen musste. Immer wieder das Entsetzen über diese Katastrophe.

Doch es half nichts. Wir mussten Geduld wahren und den Tatsachen ins Auge sehen. Wir informierten montags direkt unsere Versicherung und baten um dringende und kompetente Hilfestellung. Unser Ruf wurde erhört. Bereits mittwochs kam ein kompetenter und gewissenhafter Sachverständiger, der uns schließlich über mehr als drei Wochen in der Schadensursachenforschung begleitete. Denn zu jenem Zeitpunkt war immer noch nicht klar, wie der Beton in den Kanal kommen konnte. Eines vorweg: Es kam alles anders.

Alle Beteiligte waren sehr aufgeregt, an der Schadensbaustelle standen viele Schaulustige, denn die Misere war schließlich kein Pappenstiel. Es erregte das gesamte Wohnviertel, die Straße musste gesperrt werden. In unserer Kleinstadt ein Riesenthema. Und unsere Firma mittendrin. Immer wieder die Frage: Wie konnte das bloß passieren? Die Schadensabwicklung war eine herausfordernde Angelegenheit, die aber auch seine Zeit brauchte.

Schritt für Schritt wurde vorgegangen. Mit jedem Schritt hoffte man auf eine Klärung dieser unglaublichen Geschichte. Zunächst stand die Sanierung des Hauptwasserkanals im Vordergrund. Dann war der Rückbau des Abwasserkanals unseres Baukunden vom Revisionsschacht bis zum Hauptwasserkanal dran.

Während es vor Ort kräftig weiterging, bekamen wir zwischenzeitlich Einsicht in das Video der Kanalinspektionsfrma, die vor unseren Sanierungsarbeiten den Kanal des Kunden vom Revisionsschacht bis zum Hauptwasserkanal untersuchte. Das war eine Maßnahme, die wir unserem Kunden ans Herz lagen. Er folgte unserer Empfehlung. Befund: Kanal in Ordnung.

Klarer Fall, so schien es.

Im Nachgang allerdings, als wir uns das Video anschauten, sahen wir Löcher im Kanal. Durch eines dieser Löcher musste sich der Beton durchgedrückt haben. So die Annahme. Mit diesem Wissen legten wir den Kanal an der vermutenden Stelle frei. Zusammen mit dem Sachverständigen kam jetzt endlich Licht in die ganze Sache. Wir fanden ein Loch im Kanal, durch den der Beton seinen Weg suchte. Genau jenes Loch, das für den Riesenschaden verantwortlich war.

Nach wochenlangen Such- und Rückbauarbeiten, begleitet durch Ratlosigkeit und endlosen Annahmen, fanden wir schließlich die Ursache für den davonfließenden Beton. Eine unglaubliche Geschichte, die bei allen Beteiligten die Nerven blank legte.

Aber auch hier zeigt sich wieder: Nur mit einem kühlen Kopf können solche Herausforderungen gelöst werden. Letztendlich können wir uns auch nichts vorwerfen. Doch eines werden wir in Zukunft immer tun: Wir werden uns die Video-Aufnahmen der Kanalfirmen anschauen gemäß dem Motto: Vier Augen sehen mehr als zwei!

Erzählen Sie doch Ihre unglaubliche Bau-Geschichte, die Sie erlebt haben?