Frisch ins neue Jahr 2016 gestartet, knüpfe ich an meine Interview-Reihe im 3-Fragen-Format an. Räume sind ganz elementar und können unser Wohlbefinden steigern. Räume sind aus meiner Sicht wie die Luft zum Atmen.
Ich habe über das Thema „Räume“ eine Expertin gefragt. Jeanette Neidhart-Rosenberger beschäftigt sich schon seit mehr als 20 Jahren mit diesem Thema. Ihren Beruf „Räume einrichten“ macht sie nach wie vor gerne. Sie ist mit Möbeln und Einrichtungsfragen groß geworden. Sie begann mit einer Ausbildung zur technischen Zeichnerin in einer Schreinerei mit Innenarchitekturbüro, hat dann eine Ausbildung zur Gestalterin im Möbel- und Innenausbau gemacht, weiter eine Fortbildung zur Feng Shui Beraterin und ist seit 20 Jahren Mitinhaberin des Büros für Architektur und Innenarchitektur ROSENBERGER + NEIDHARDT in Stuttgart.
Sie sagt, „es ist für mich nach wie vor faszinierend zu sehen, wie Ideen auf Papier, die ich mit meinen Kunden ganz individuell entwickelt habe, Stück für Stück Realität werden und sich meine Kunden in Ihrem Räumen Zuhause fühlen.“
Und genau darum geht es: In Räumen soll man sich wohlfühlen, Räume tragen entscheidend zur Lebens- und Wohnqualität bei. Lassen wir jetzt Jeanette Neidhardt-Rosenberger zu Wort kommen:
Einer Deiner Facebook-Auftritt titulierst Du mit Raumgeschichten.
Warum (was soll das bewirken)? Kann tatsächlich jeder Raum eine Geschichte erzählen?
Seit mehr als 20 Jahren ist meine Welt das Einrichten von Räumen und als ich alle meine Projekte einmal durchgegangen bin, habe ich festgestellt, dass hinter jedem Raum und jeder Raumgestaltung auch eine Geschichte steckt.
Sei es, dass das Haus eine Geschichte hat oder auch der Bewohner Wünsche, Träume und bestimmte Vorstellungen hat, die ich mit ihm zusammen umsetzen durfte.
Aus dieser Idee heraus ist mein Blog „Raumgeschichten“ entstanden, in dem ich erzähle, wie und warum meine eingerichteten und geplanten Räume so geworden sind, wie sie sind. Zum Beispiel das Esszimmer mit rundem Tisch, bei dem sich meine Kundin schon seit Jahren einen runden Tisch gewünscht hatten und jeder sagte, das passt nicht – und jetzt hat sie ihren runden Tisch und ist glücklich. Oder der Umbau einer Arztpraxis, bei der die Ärztin eine Frankreichliebhaberin ist und der französische Stil mit aufgenommen wurde.
Denn manchmal ist es ja so, man betrachtet Einrichtungsfotos und denkt sich, warum ist das jetzt so geworden, wenn man aber die Geschichte darum kennt, sieht man dies mit anderen Augen.
Ich sehe mich als Innenarchitektin, die ihren Kunden hilft ihre Raum-Wünsche und Träume zu erfüllen und das hat eben mit Geschichten zu tun.
Gibt es für Dich die optimale Raumgröße? Und wie haben sich die Räume evolutionär verändert?
Vor ca. 50 Jahren rechnete man pro Wohnung und Bewohner ca. 15 m², mein letzter Stand ist, dass wir inzwischen bei 45 m²/Person angekommen sind, Tendenz steigend. Spielte sich ganz früher alles in der beheizten Wohnküche ab, so gibt es in Häusern inzwischen viele verschiedene Räume für die heutigen gestiegenen Bedürfnisse.
Die Frage nach der optimalen Raumgröße ist für mich so zu beantworten, dass man sich in großen Räumen verloren fühlen kann und in kleinen erdrückt.
Hier kommt dann das Thema der Gestaltung ins Spiel. Wenn ein großer Raum trotzdem einen gewissen Schutzbereich hat, z. B. eine große Fensterverglasung und das Sofa steht mit dem Rücken zu einer Wand und gibt den Blick frei nach draußen, fühlt man sich darin wohl und geschützt.
Bei kleineren Räumen ist es natürlich wichtig, dass diese nicht mit Möblierung überladen sind und noch genügend Luft lassen – hier kommt das Thema Ordnung zum Tragen.
Natürlich spielen auch noch weitere Faktoren zum Wohlfühlen in Räumen eine Rolle. Ein großes Thema ist die Akustik in großen Räumen, die richtige Beleuchtung und auch die Material- und Farbwahl. Dies sind jedoch sehr persönliche Vorlieben, die bei jedem Einzelnen anders wirken und die ich mit meinen Kunden sehr sorgfältig auswähle.
Wie kannst Du mit Deiner Arbeit Räume beeinflussen? Geht es über das „Wohlfühlen“ hinaus?
Hier unterscheide ich zwischen Wohnräumen und Arbeitsräumen, bzw. Büros.
Die eigene Wohnung ist ein sehr persönlicher Raum. Und hier geht es mir bei meiner Arbeit für meine Kunden darum, eine ganz individuelle Atmosphäre zu schaffen. Das kann das Familienhaus sein oder auch die Loftwohnung. Und je nach Gestaltung und Wunsch entstehen hier offene freie Räume oder auch sehr intime Rückzugsbereiche mit den Farben und Materialien, die zum Kunden und Kundenwunsch passen.
Bei Büro- und Geschäftsräumen steht die die Präsentation des Unternehmens nach außen im Vordergrund. Wie betrete ich ein Unternehmen, wie werde ich dort empfangen, wie sind die Büros gestaltet. All dies unterstreicht die Unternehmenskultur. Man kann sagen, die Raumgestaltung ist ebenfalls eine Visitenkarte für ein erfolgreiches Unternehmen. Auch wie sich die Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren, hängt von der Bürogestaltung ab, wie wertschätzend der Chef mit seinen Mitarbeitern umgeht.
Deswegen kann auch hier die richtige Gestaltung der Räumen viel bewirken.
Jeanette, vielen herzlichen Dank für das schöne Interview. Wer Jeanette Neidhardt-Rosenberger intensiver erleben will, darf gerne ihre Facebook-Seite besuchen/liken und mit ihr persönliche in Kontakt treten.
–> www.facebook.com/Raumgeschichtenjeanette oder www.rosenberger-neidhardt.de bzw. Telefon 0711-93234023
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