Davon bin ich immer wieder begeistert: Wenn Handwerker zu außergewöhnlichen Taten schreiten. Leider kommen sie nicht so oft vor.
Von vorne. Ich hatte einen Baustellen-Abnahmetermin mit einem Fensterbauer. Nach Abnahme-Ende fragte ich den Fensterbauer, er für mich noch Zeit hätte. „Klaro“, die Antwort. Ich habe in meinem eigenen Haus seit Monaten Probleme bei der Schließung eines Fensters. Selbst konnte ich mir nicht mehr weiterhelfen. Ein Nachjustieren half einfach nichts.
Kurzerhand lud mich der Fensterbauer in sein Auto. Er wusste, wofür das gut ist. Denn in seinem Kofferraum hatte er seinen Werkzeugkasten für alle Eventualitäten. Angekommen am Haus, schloß ich die Haustür auf und bat gleichzeitig den Handwerker, er möge bitte ein paar andere Schuhe anziehen. Ich schob ihm die Hausschuhe hin.
Mitdenkende Handwerker liebe ich
Doch der Handwerker hörte meine Worte gar nicht, denn er war schon auf dem Weg zum Auto, um sich seine „Hausschuhe“ zu holen. Mein Service-Herz fing höher an zu schlagen. Mit- oder vordenkende Leute liebe ich einfach und könnte ihnen um den Hals fallen.
„Wissen Sie, wenn ich auf der Baustelle bin und hinterher in ein „fertiges“ Haus muss, kann ich nicht mit den dreckigen Schuhen einlaufen“, so der Handwerker. „Nee, das geht gar nicht.“ bestätigte ich den Handwerker.
Mit offenen Augen durch die Welt gehen
Auch bei der Ursachenfindung des Fensterproblems ließ er nicht locker, er unternahm alles mit Ausschlußwirkung – last but least, er vollbrachte für mich ein Riesenwunder: Die Tür schließt jetzt wieder einwandfrei und jetzt kommt noch ein weiterer Höhepunkt: Beim Verlassen des Hauses ölte er die Haustür nach. Denn auch das bemerkte er und stellte es en passent ab.
Es ist gar nicht so schwer, Menschen zu begeistern. Wer mitdenkt und dabei mit offenen Augen durch die Welt geht, hat schon mehrfach Pluspunkte beim Kunden!
Hallo Heike,
ich musste so schmunzeln beim Lesen! Ich hatte ja für viele, viele Jahre auch eine eigene Schreinerei mit Fensterbau und es ist richtig schön, das im Nachhinein aus Kundenperspektive zu lesen. Mein Werkzeugkoffer allzeit im Auto, mein „Durchhaltevermögen“ wenn es um Fehlersuche und -beseitigung ging und nicht zuletzt der Tropfen Öl an der Haustür: Ich kann mich an unzählige solcher Kundenerfahrungen erinnern und bin sicher, dass das, unbewusst,ein wesentlicher Teil meiner „Marketing-Strategie“ war. Einen Kunden glücklich zu machen und die Erwartungen einfach mal zu übertreffen – gibt es für Handwerker eine bessere Grundlage für Erfolg? Ich glaube nicht.
Zugefallene Türen (bei Bestandskunden) habe ich generell kostenlos geöffnet – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich sagte dem Kunden dann: „was andere in teuer Anzeigen investieren, kann ich in solche Termine stecken und hoffen, dass ich weiter empfohlen werde.“ Und das wurden wir. Immer wieder, von 1926 bis 2014.
Vielen Dank für den aufmerksamen Blick und den Einsatz für das Handwerk!
Jürgen
Lieber Jürgen,
das ist echt schön, von einem solch erfahrenen Handwerker solche Worte zu lesen.
Herzlichen Dank für Deine ergänzenden Worte,
Heike
Hab deinen Artikel gelesen und war direkt begeistert von diesem Handwerker!